Montag, 28. April 2014

Schildkröten und "Fösche"



Die 1. Klasse geht nächste Woche in den Tierpark. Als Vorbereitung dürfen die Kinder zu Hause Plakate über ein Tier ihrer Wahl gestalten, das sie dann der Klasse vorstellen. Mit Fotos der Tiere, Zeichnungen und Informationen zu ihrer Lebensweise, dem Aussehen, der Ernährung. Ganz wie die Kinder wollen.

Nach ein paar Tagen hängen im Klassenzimmer ein orange leuchtendes Plakat über Mistkäfer, ein grünes über Tiger und ein buntes über Papageien. In jedem Plakat spiegeln sich engagierte Eltern wider, die ihrem Kind geholfen haben, geschnipselt und geschrieben haben und sich mit Kind und Tier auseinander gesetzt haben.  

Heute rollt Johanna im Sitzkreis ihr Plakat auf. Sie erzählt von ihrer Landschildkröte Siggi: „Wenn das Wetter schön ist, darf Siggi bei uns im Garten laufen.“ Auf einem Foto sieht man die Schildkröte im grünen Gras. „Das frisst Siggi gerne.“ Johanna zeigt auf ausgeschnittene Fotos von Salat und anderen Schildkröten-Leckereien. In einem kleinen Beutel hängt sogar ein wenig echtes Futter auf dem gelben Fotokarton. „Wenn Siggi gegessen hat, müssen wir ihn oft baden.“ Wir sehen ein Foto von Siggi im Wasser. Ich bin beeindruckt. Von der Schildkröte, von Johannas Vortrag und von dem Plakat. 

Serap meldet sich. „Ich habe auch ein Plakat gemacht,“ sagt sie und legt ein kariertes Blockblatt in die Mitte des Sitzkreises. Darauf zu sehen sind drei mit Bleistift gekritzelte Fische, dazwischen zwei Fisch-Sticker. Über die Zeichnung hat sie geschrieben „Fösche schwimen in mer“. Serap ist stolz, sie strahlt: „Hab ich gestern im Hort gebastelt“, verkündet sie.

Da liegt es nun, Seraps Blockblatt neben Johannas aufwändig gestaltetem Plakat. Es ist so ungerecht. Manche Kinder bekommen so viel von zu Hause mit. Und manche fast gar nichts. Aber in der Schule wird dann von ihnen verlangt, dass sie alle dasselbe können, wissen und leisten.

Die Lehrerin hat Seraps „Fösche“ neben der Landschildkröte Siggi, den Papageien, dem Tiger und dem Mistkäfer an der Tierwand aufgehängt.

Mittwoch, 23. April 2014

Die erste Prüfung des Semesters: Die Erstellung des Stundenplans


Jedes Mal wieder, vor Semesterbeginn, sehe ich mich einer schier unlösbaren Aufgabe gegenüber: Der Zusammenstellung des Stundenplans. Dieses Prozedere zieht sich regelmäßig über mehrere Wochen hinweg und ist erst etwa in der zweiten Woche des Semesters wirklich abgeschlossen. Dabei gilt es, verschiedene Hürden zu überwinden.

Problem Nr. 1: Was muss ich überhaupt belegen?
Ich durchsuche also die Modulpläne, schreibe mir heraus, in welchem Fach ich laut Plan im 4. Semester was belegen muss. Dabei gleichzeitig der Blick auf die vergangenen Semester: Habe ich da alles gemacht? Nichts übersehen? Ich stoße auf erste Unverständlichkeiten: In SU-Didaktik ist das Seminar P 4.1 zu belegen. Es sei denn, man macht das Intensivpraktikum, dann tauscht man es durch das Seminar aus dem 5. Semester. Das wäre dann – Moment, nachsehen – P 4.2. Ich mache das Intensivpraktikum. Ich hoffe, dass ich mich bei der Erstellung vom nächsten Stundenplan noch an den Tausch aus diesem Semester erinnern kann. Nächstes Problem: Es gibt Veranstaltungen, die man zwar belegen muss, die aber nicht im Modulplan auftauchen, weil nicht festgelegt ist, wann man sie besuchen muss. Irgendwann bis zum soundsovielten Semester. In Kunst ist da eins. Nein, zwei sogar. Und die Basisqualis nicht vergessen! War sonst noch was?

Problem Nr. 2: Die Veranstaltungen, die ich im Lsf finde, heißen anders als die im Modulplan.
Im Modulplan haben sie alle übersichtliche Nummern davor. Seminar P 3.2. Ich finde Seminar P 3.2 nicht im Vorlesungsverzeichnis, aber eins, dessen Titel ähnlich klingt. Ist das das richtige?
Auf Facebook wird auch schon diskutiert.

Problem Nr. 3: In jedem Fach gelten unterschiedliche Anmeldezeiträume.
Wo beginne ich mit der Erstellung des Stundenplans? Am besten mit dem Unterrichtsfach. Den Rest baue ich dann drum herum. Guter Plan, aber in der Realität nicht umsetzbar. Denn in meinem Unterrichtsfach – Biologie – sind noch gar keine Veranstaltungen eingetragen. In Deutschdidaktik endet aber bereits in ein paar Tagen die Anmeldefrist für die Proseminare. Ich wähle also auf gut Glück eins aus und melde mich an.

Problem Nr. 4: Alles überschneidet sich!
Ich habe in meinem Proseminar in Deutsch einen Platz bekommen. Die E-Mail mit dieser Bestätigung erreicht mich etwa zum gleichen Zeitpunkt, zu dem Biologie endlich seine Veranstaltungen online stellt. Natürlich liegt das Seminar zeitlich genau gleichzeitig mit einer Pflichtvorlesung in Bio. Einer 3-stündigen Pflichtvorlesung. Ich suche nach einer Alternative. Es wird schwierig. Bio belegt jetzt drei volle Tage in meinem Stundenplan, Montag, Mittwoch und Freitag. Am Dienstag ist Praktikum... Donnerstag! Der ist noch frei. Ich tüftle und kombiniere. Wie bekomme ich Deutsch, EWS und beide Grundschulpädagogik-Seminare in einen Tag? Und wie war das mit Basisquali in Musik? Muss wohl noch ein Semester warten. Ich beginne mich zu ärgern. Studiere ich Grundschullehramt oder Biologie?
Endlich habe ich eine Lösung gefunden. Ich schreibe die Dozentin aus dem Seminar an, in dem ich einen Platz habe, in das ich aber nicht gehen kann. Dann schreibe ich die Dozentin an, in deren Seminar ich gerne wechseln würde. Ich habe Glück, der Wechsel ist kein Problem.

Problem Nr. 5: Der Stundenplan hält sich nicht an die Schließzeiten vom Kindergarten
In Bio kann ich zwischen 7 Übungen wählen. Die Übung beinhaltet zwei mal 4 Wochenstunden, also insgesamt 8 Wochenstunden, dazu die 6 Stunden Vorlesung pro Woche (Wieder drängt sich die Frage auf: Studiere ich Grundschullehramt oder Biologie???). In jeder der 7 Übungen ist mindestens ein Tag, an dem die Übung bis 18h dauert. Der Kindergarten schließt um 17h.
Ich schreibe also wieder E-Mails. Kann ich die Übung stückeln? Einen Tag in der einen, einen  Tag in einer anderen Gruppe machen? Die Antwort ist wenig erfolgversprechend: Falls irgendwo überraschend ein Platz frei wird. Nachdem aber in Bio gilt „Wer einen Tag fehlt, hat den ganzen Kurs nicht bestanden“ mache ich mir wenig Hoffnung. Ich hänge mich also ans Telefon. Wer kann wann meine Kinder abholen? Ich spanne den Kindsvater ein, die Oma und den Mann meiner Mutter. Jetzt darf nur keiner krankwerden.

Problem Nr. 6: Ich habe keinen Platz in dem Seminar bekommen, das in meinen Stundenplan passt.
Auch in der Restplatzvergabe habe ich Pech. Also wieder: E-Mails schreiben. Der Dozentin, dann der Studiengangskoordinatorin. Situation erklären, betteln, hartnäckig bleiben, persönlich erscheinen.

Endlich. Zwei Wochen nach Semesterbeginn steht der Stundenplan, Arrangements für Überschneidungen sind ausgehandelt, Kinderabholungen organisiert. Das Semester kann starten. Warum nur fühle ich mich bereits jetzt so, als bräuchte ich erstmal Ferien?