Dienstag, 21. Oktober 2014

Wie die Uni uns Steine in den Weg legt

Der Semesterstart. Eine absolute Katastrophe. Vorausgegangen: der Kampf mit dem Stundenplan. Jetzt hat man endlich alles so arrangiert, dass es passt. Mehr oder weniger zumindest. Man hat die Vorlesungen, Übungen und Seminare so in der Woche untergebracht, dass sich nichts überschneidet, dass man so viel wie möglich machen kann und man hat sich für alles brav angemeldet.
Dann, am Wochenende, bevor es losgehen soll, erfährt man, ob man in den Seminaren, die man kunstvoll in seinen Stundenplan geflochten hat, auch einen Platz bekommen hat. Angeblich gibt es ja so ein paar Glücksschweinchen, bei denen das tatsächlich immer gelingt. Ich gehöre leider nicht dazu. Ich habe beispielsweise dieses Semester kein Seminar in Grundschulpädagogik bekommen. Die Studiengangskoordinatorin hat bereits vor Bekanntgabe der Zuteilungen vorsorglich an alle Studierenden eine Mail verschickt, dass wir zunächst über die Restplatzvergabe versuchen sollen, noch einen Platz zu ergattern und erst, wenn diese abgelaufen ist und wir noch immer keinen Platz haben, sollten wir sie anschreiben, um uns einen Platz zuteilen zu lassen. Ich versuche also mein Glück über die Restplatzvergabe. Zunächst bin ich guten Mutes, immerhin gibt es tatsächlich sechs verschiedene Seminare, die zeitlich für mich passen würden. In irgendeinem davon werde ich doch wohl einen Platz bekommen. Aber Pustekuchen. Ich versuche es am Samstag insgesamt sechs Mal in jedem der sechs Seminare. Am Sonntag fast stündlich. Immer erhalte ich dieselbe entmutigende Meldung „Alle Plätze sind belegt.“ Die Restplatzvergabe läuft noch bis Mittwoch. Warum denn eigentlich so lange? Bis dahin haben alle Seminare begonnen. Wenn ich also, wie von der Studiengangskoordinatorin verlangt, bis nach Ablauf der Restplatzvergabe warte, verpasse ich auf jeden Fall die erste Sitzung. Die, in der die Referatsthemen vergeben werden. Das heißt, ich werde dann nicht nur einem Seminar zugeteilt, in das ich gar nicht wollte, sondern bekomme dort auch noch das übrig gebliebene Referatsthema, das sonst auch keiner wollte. Trotz des „Verbots“ schreibe ich also (nach wiederholten vergeblichen Versuchen über die Restplatzvergabe am Montag) die Koordinatorin an, ich schildere ihr das Problem und bitte sie, mich schon vor Ablauf der Frist in ein Seminar einzuteilen, damit ich dann in diesem Seminar wenigstens die erste Sitzung wahrnehmen kann. Als Antwort erhalte ich die vielversprechende Aussage „Ich werde Ihren Wunsch berücksichtigen.“ Taten folgen diesem Versprechen jedoch keine. 
Als die Restplatzvergabe vorbei ist, schreibe ich noch eine Mail, dass ich bedauerlicherweise keinen Platz mehr bekommen konnte (es fällt mir zugegebenermaßen schwer, mir meinen Sarkasmus zu verkneifen und den höflichen Ton zu wahren) und nun um eine Zuteilung bitte. Am Donnerstag wird mir ein Platz zugeteilt. Für ein Seminar, das am Mittwoch begonnen hatte.

Eine Mitstudentin von mir hat es noch übler erwischt. Auch sie hat keinen Platz bekommen, wurde aber über die Restplatzvergabe in einem anderen Seminar zugeteilt. Dafür muss sie nun allerdings quer durch die Stadt fahren, in die Uniklasse am Kieferngarten. Als sie dort ankommt, verwunderte Blicke des Dozenten: Dass sie hier noch einen Platz bekommen hat, müsse ein Irrtum sein, das Seminar habe schon in den Semesterferien begonnen, er könne sie leider nicht mehr aufnehmen.
Auch sie wendet sich vorzeitig an die Studiengangskoordinatorin. Als Antwort bekommt sie den Tipp, sie möge doch bitte versuchen, mit einer Kommilitonin zu tauschen, bevor sie um eine neue Zuteilung bittet. Wie man jedoch ein Seminar tauscht, in dem man selbst keinen Platz hat, bleibt unklar.

Zwei Tage vor Semesterstart bekommen wir Lehramtsstudenten mit Biologie im Hauptfach noch eine weitere „erfreuliche“ Mail. Diesmal aus dem Biologie-Department: Falls wir vorhätten, unser 1. Staatsexamen nach dem 7. Semester zu machen, so müssten wir die Vorlesung in Mikrobiologie auf das 5. Semester (das in zwei Tagen beginnt) vorziehen. Zu der Vorlesung gehört nämlich auch eine Übung und die wiederum finde nur in den Semesterferien nach dem Wintersemester statt und das würden wir dann zeitlich nicht mehr rechtzeitig vor der Anmeldung zum Staatsexamen schaffen.
Wie bitte, was? Und warum, meine lieben Damen und Herren der Biologie, schreibt ihr diese Veranstaltung dann in den Studienplan vom 7. Semester? Wenn es doch de facto nicht im 7. Semester zu realisieren ist? Und warum, meine lieben Damen und Herren der Biologie, erfahren wir von diesem Umstand erst zwei Tage vor Semesterstart, wenn unser Stundenplan fertig ist und alle Anmeldefristen beendet sind? Denn natürlich überschneidet sich die Mikrobiologie-Vorlesung mit anderen Veranstaltungen, die ich bereits belegt habe!

Und dann GWS... Insgesamt 9 ECTS sind zu erwerben. Von diesen 9 ECTS müssen 6 ECTS aus 5.1 sein und die restlichen 3 ECTS aus 5.2. In 5.2 gibt es aber überhaupt nur vier Veranstaltungen. Und diese vier passen natürlich überhaupt gar nicht in meinen Stundenplan. Dafür könnte ich die aus 5.1 gut unterbringen. Darf ich aber nicht. Warum nicht? Wer entscheidet, was 5.1 und was 5.2 ist? Die Einteilung erscheint mir vollkommen willkürlich. Erklären kann es mir auch keiner. Warum darf ich nicht alle in 5.1 machen? Hauptsache ist doch, dass ich meine 9 ECTS erworben habe (Und es ist ja sowieso nicht so, als ob ich irgendetwas davon überhaupt jemals in meinem späteren Beruf noch einmal brauchen würde...).

Auf Facebook beschwert sich eine wütende Studentin: „Von wegen Elite-Uni! Die LMU wirbt mit Vorteilen und Auswahlmöglichkeiten für die Studierenden – dass ich nicht lache! Die sollten lieber mal dafür sorgen, dass genug Seminarplätze zur Verfügung stehen.“
In meiner ersten Vorlesung sinkt abgehetzt eine Studentin neben mir auf den Sitz: „Diese erste Woche im Semester macht mich immer völlig fertig. Ich habe das Gefühl, als würde uns die Uni nur Steine in den Weg legen.“

Montag, 15. September 2014

Zittern vor dem ersten Schultag

Morgen kommt mein Sohn Julian in die erste Klasse. Der erste Schultag. Ab morgen wird er ein Schulkind sein. Spannende Sache. Neuer Lebensabschnitt. Ein großer Tag.
Beim Gute-Nacht-Sagen frage ich ihn: „Bist du aufgeregt?“ Er zuckt mit den Schultern: „Wegen morgen? Nicht besonders.“ Und zehn Minuten später ist er eingeschlafen. Das kann doch nicht wahr sein! Vor Weihnachten wälzt er sich vor Aufregung immer stundenlang wach im Bett! Vor seinem Geburtstag ist es fast noch schlimmer. Der erste Schultag aber scheint ihn kalt zu lassen.
Dafür bin ich umso aufgeregter. Zum x-ten Mal gehe ich die Liste der Schule durch und ja, ich habe alles besorgt. Ich habe Hausschuhe, ein Turnsäckchen, die Badekappe und die Schuhschachtel mit den Mal- und Bastelsachen. Und ja, ich habe alle Einzelteile vorschriftsmäßig beschriftet. Der Schulranzen ist schon seit Wochen für den ersten Tag gepackt. Die Schultüte auch schon seit ein paar Tagen. Ich sehe sie noch einmal an. Schön sieht sie aus. Daneben eine kleine Mini-Schultüte für Leo, damit er auch was vom großen Tag seines Bruders hat.
Ich habe Julian vor dem Zu-Bett-Gehen frisch gebadet und letzte Woche war er beim Frisör. Eine lässige Große-Jungs-Frisur hat er jetzt, cool sieht er damit aus und irgendwie älter, wie ein Schulkind eben. Seine Kleidung für den ersten Schultag habe ich ihm rausgelegt: Das T-Shirt mit der Aufschrift „Hurra, ich starte in die Schule!“, das er im Kindergarten gemalt hat, und dazu die Hose ohne Loch (die einzige).
Ich denke an meinen eigenen ersten Schultag zurück. Ich glaube, selbst damals war ich nicht so aufgeregt wie jetzt, wo ich meinen eigenen Sohn in die Schule schicke. Aber warum eigentlich? Was macht mir Sorgen? Wovor habe ich Angst? Ich weiß, dass Julian ein kluges Kerlchen ist. Ich bin mir sicher, dass er mit den Inhalten der Schule gut zurecht kommen wird. Ich habe auch keine Bedenken, was seine sozialen Kompetenzen angeht. Bestimmt wird er schnell viele neue Freunde haben und sich gut in die Gemeinschaft einfinden. Meine Bedenken und Ängste konzentrieren sich auf eine Person: Die Lehrerin. Was, wenn Julian mit ihr nicht zurecht kommt? Wenn ihre Art zu unterrichten ihm nicht liegt oder ihre Person an sich? Was, wenn sie ihm die Freude auf die Schule und die Lust am Lernen verleidet? Wie wird sie mit möglichen Problemen umgehen? Mit dieser Person steht und fällt die Motivation und der Lernerfolg meines Kindes.
Und dann denke ich daran, dass in ein paar Jahren die Eltern meiner künftigen Schüler genau so über mich bangen werden. Und ich möchte alles dafür tun, dass sie dann, ein paar Wochen später, erleichtert ausatmen können und sich denken: „Puh, Glück gehabt: Unser Kind hat eine gute Lehrerin erwischt!“
So wie ich hoffe, dass ich es in ein paar Wochen mit Julians Lehrerin auch tun werde.

Auf ein Neues: Der Kampf mit dem Stundenplan

Wenn der Semesterstart langsam näher rückt, warte ich auf einen Tag, an dem ich Zeit und Ruhe habe und an dem ich mich stark genug fühle für die Herausforderung: die Erstellung des Stundenplans. Ich habe ja auch letztes Semester bereits von den zahlreichen Widrigkeiten erzählt, die sich uns Studenten dabei in den Weg stellen (http://www.kreide-kids.blogspot.de/2014/04/die-erste-prufung-des-semesters-die.html) und auch dieses Jahr scheint es nicht leichter zu werden.

Wie immer beginne ich mit der Frage: Was muss ich eigentlich belegen? Ich lege eine Liste an mit all den Vorlesungen und Seminaren, die für mich dieses Semester vorgesehen sind. Der Plan ist, dass ich mir dann die betreffenden Veranstaltungen aus dem Vorlesungsverzeichnis heraussuche und mögliche Zeiten notiere, um sie dann im dritten Schritt so abzugleichen, dass alles in den Stundenplan passt und sich nichts überschneidet. Soweit die Theorie.
In der Praxis stellt mich bereits der erste Punkt vor Probleme. Wie ist das in EWS? Im Bereich GWS müssen insgesamt 9 ECTS erworben werden, davon mindestens 3 aus Theologie/Philosophie. Im Vorlesungsverzeichnis finde ich die entsprechenden Vorlesungen unterteilt in 5.1 und 5.2. Aus welchem Bereich müssen die mindestens 3 ECTS sein? Oder ist das egal? Darf man 5.2 vor 5.1 machen? Wenn die Reihenfolge egal ist, warum sind die Vorlesungen denn dann überhaupt unterteilt?
Immer wieder bringen mich auch die Veranstaltungen zum Verzweifeln, die ich irgendwann im Laufe des Studiums belegt haben muss. Wie zum Beispiel in Kunst dieses ominöse Seminar 1.3. Oder die Basisquali in Musik. Noch rätselhafter: Die Basisquali in Sport. Dazu muss ich mich irgendwie mit der TU in Verbindung setzen. Wie? Keine Ahnung.
Um Antworten auf meine Fragen zu finden, schaue ich mal bei Facebook rein. Hier wird auch bereits in verschiedenen Gruppen heiß diskutiert. Welches Begleitseminar ist das richtige für welches Praktikum? Welche Vorlesung ist zu empfehlen? Was MUSS belegt werden, was KANN ? Wie viele ECTS-Punkte bekomme ich auf eine bestimmte Veranstaltung und wie viele brauche ich eigentlich?
Auch in privaten Nachrichten mit meinen Freunden wird hin und her gefragt, gegenseitig schicken wir uns unsere Stundenplanentwürfe zu. Hast du das auch? Hab ich was vergessen? Warum machst du das nicht?
Ein weiteres Problem – alle Jahre wieder: Die unterschiedlichen Anmeldezeiträume. In Deutsch bereits lange vorbei, in Bio-Didaktik grad mittendrin und in Mathe auch – Moment! Mathe: - Da kann ich mich ja auf Lsf gar nicht anmelden, da muss ich auf die Homepage von Mathe-Didaktik. Und die restlichen Fächer? Da kommt der Anmeldezeitraum erst noch. Aber wann? Oder hab ich ihn womöglich schon verpasst?
Meine Anmeldung zum dritten Praktikum hab ich letztes Semester verpasst. Da hätte ich mich im Februar anmelden müssen. Für das Praktikum, das ich SS15 machen möchte. Als mir mein Versäumnis aufgefallen ist, habe ich im Praktikumsamt angerufen. Dort riet man mir, eine Mail zu schreiben mit meinem Anliegen. Im Juli hab ich die Mail geschrieben. Eine Antwort habe ich bislang nicht bekommen.
Und dann habe ich da noch ein ganz persönliches Alleinerziehende-Mutter-Problem. Ich muss in Bio-Didaktik ein Seminar belegen, dass dienstags von 16-20h stattfindet. Wie soll ich das machen? Was soll ich mit meinen Kindern machen in der Zeit? Bis 20 Uhr! Bis ich daheim bin, ist es halb neun. Bis dahin sollen meine Kinder schon längst im Bett liegen. Ich schreibe also wieder eine verzweifelte Mail, diesmal an die Bio-Didaktik. Kann ich vielleicht statt dieses Seminars das entsprechende für Hauptschul-Lehramtler belegen? Aber auch hier: Seit zwei Wochen keine Antwort. Und der Anmeldezeitraum endet heute.

Ich bin genervt, ich bin entmutigt, meine Ruhe und Stärke sind aufgebraucht. Ich schiebe den Stundenplan von mir. Ich muss ein andermal weitermachen.

Dienstag, 15. Juli 2014

WM-Wissen kompakt für Grundschüler

Unglaublich, aber wahr: Deutschland ist Weltmeister!

Und während sich die anfängliche Euphorie langsam senkt und ich beginne, mich wieder dem Alltag zuzuwenden, ziehe ich Résümé. Auch bei uns zu Hause wurde wochenlang mitgefiebert, mitgeschaut, mitgesammelt. Und da gibt es doch immer wieder Leute, die behaupten, so eine Fußball-Weltmeisterschaft halte die Kinder vom Lernen ab. Ich habe da andere Erfahrungen gemacht.
Hier eine Zusammenfassung dessen, was mein Sohn Julian (6 Jahre, Vorschulkind, er kommt erst im Herbst in die Schule) im Laufe der vergangenen fünf Wochen alles gelernt hat. Und zwar vollkommen ohne Druck und freiwillig! (Und ganz abgesehen von umfangreichem Fußballwissen natürlich.) Er weiß jetzt...
  • Mathe:
    - ...wie man Zahlen einordnet. Den Zahlenraum bis 640 beherrscht er mittlerweile recht gut (danke, Panini!) Man beachte an dieser Stelle den automatisch ansteigenden Schwierigkeitsgrad: Bereits aufgeklebte Panini-Bilder ergeben „Kleksaufgaben“ und das Finden der richtigen Stelle für den Aufkleber wird so immer schwieriger je mehr Bildchen schon im Heft sind.
    - ...wie man Zahlen liest (Achtung, Stolperstelle Inversion im Deutschen!)
    - ...wie man Zahlen zusammenzählt und vergleicht (3 Punkte für einen Sieg, 1 Punkt für unentschieden, wer steht also wo in der Tabelle?) Ich denke da auch an vielfältige Sachaufgaben („36 Minuten gespielt. Wie lange noch bis zur Halbzeit?“ „45 Minuten sind rum, der Schiedsrichter lässt 3 Minuten nachspielen.“ Analyse und Selbsterstellen von Spielstatistiken,...)
  • HSU:
    - ...welches Land welche Flagge hat
    - ...welche Sprache man wo spricht
    - ...was eine Nationalhymne ist
    - ...dass 45 Minuten das Gleiche ist wie eine Dreiviertelstunde (und wie lange er wach bleiben darf, wenn a) das Spiel um 21:00 beginnt und b) es Verlängerung gibt)
    - ...was eine Zeitverschiebung ist und warum es die gibt
    - ...wie unsere Bundeskanzlerin heißt und welche Kleidung sie am liebsten trägt
    - ...wie das Wahrzeichen von Rio de Janeiro aussieht (auch wenn ich bis zum letzten Spieltag gebraucht habe, um ihn davon zu überzeugen, dass Cristo nicht das Münchner Kindl ist)
  • Deutsch:
    - ...dass man Robbe mit „bb“ schreibt (danke hier an die Niederlande)
  • soziale Kompentenzen:
    - ...dass auch starke Männer mal weinen dürfen
    - ...dass man sich, wenn man gewinnen will, etwas Anderes einfallen lassen muss als Schlagen und Treten
  • Sport:
    - Hier stand umfangreiches Lauf-, Schieß- und Konditionstraining auf dem Programm, sowie das Nachstellen von Spielsituationen in Zeitlupe (inklusive Mimik der Spieler!)

So eine WM eignet sich also ganz hervorragend für fächerübergreifenden Unterricht. Und fragen wir nicht sowieso immer nach Themen, mit denen wir endlich mal auch die Jungs zum Lernen motivieren können? (Mal ganz abgesehen davon, dass ich überzeugt davon bin, dass auch zahlreiche Mädchen in den vergangenen Wochen der WM-Leidenschaft erlegen waren.) Wir suchen doch immer nach Lebensweltbezug und Schülerorientierung im Unterricht – hier haben wir es.

In vier Jahren ist wieder WM. Bis dahin bin ich (hoffentlich) selbst im Schuldienst. Dank meines Sohnes habe ich nun vielfältige Ideen, wie ich das Fußballfieber mit in den Unterricht nehmen kann um es dort produktiv umzusetzen.
Ach, und liebe Nationalmannschaft: Es wäre echt super, wenn ihr in vier Jahren auch wieder den Pokal holen könntet. Damit die Lernmotivation meiner Schüler auch bis zum letzten WM-Tag entsprechend hoch bleibt. Vielen Dank!

Freitag, 4. Juli 2014

Endspurt

Zu Semesterende wird es hart. Immer. Hausarbeiten wollen geschrieben werden, Portfolios sind abzugeben und für Klausuren muss gebüffelt werden. Aber das Ende des Sommersemesters ist noch ein bisschen härter als das im Winter. Denn das Wetter ist so schön und die Tage so lang und es fallen einem so viele Dinge ein, die man lieber machen möchte als lernen: Schwimmen gehen, an der Isar grillen, in den Biergarten radeln, im Park picknicken, ein Open-Air-Kino besuchen, über den Flohmarkt trödeln, auf einem Straßenfest feiern (oder sonstwo unter freiem Himmel) und und und... Und dann hat man ja immer Angst, das gute Wetter könnte morgen schon wieder vorbei sein, also lieber heute noch mal schnell ausnutzen!
Ich habe mich mittlerweile schon damit abgefunden, dass das Sommersemester grundsätzlich etwas weniger effektiv ausfällt als das im Winter. Und die Noten ein bisschen schlechter. Aber dieses Jahr ist es noch schlimmer. Denn zusätzlich zu Sonnenschein und lauen Nächten ist jetzt auch noch WM! Und wenn man rechtzeitig zum Public Viewing im Biergarten sein möchte, fallen die Nachmittage zum Lernen schon mal aus. Die Abende als Folgeerscheinung ebenso. Und wenn man sich das nächtliche Spiel auch noch reinzieht, kann man eigentlich auch den folgenden Tag vergessen. Wann also, liebe Dozenten, wann sollen wir denn bitte dieses Jahr lernen?

Mittwoch, 2. Juli 2014

Unsere ganz persönliche Kinder-Uni

Letzte Woche war es nun endlich soweit. Erstaunlich eigentlich, dass ich es bis ins 4. Semester geschafft habe, bevor dieser Tag kam. Der Tag, an dem ich niemanden organisieren konnte, der die Kinder aus dem Kindergarten abholt, ich aber gleichzeitig einen von diesen Bio-Kursen habe, in denen ich nur mit Attest fehlen darf. Ein Freitagskurs in Ökologie, der bis 17:45 dauert und ein Kindergarten, der um 16:00 schließt.
Also habe ich die Jungs mitgenommen.
Der Kurstag startete um 14:00 mit einer theoretischen Einführung. Ich hatte Julian und Leo bereits im Vorfeld geimpft, dass man sich in der Uni ruhig verhalten und ordentlich benehmen muss. Julian setzte sich auch gleich aufrecht hin und war sehr gespannt (ganz der werdende Schüler eben). Er lauschte dem Dozenten aufmerksam, der über verschiedene Vogelarten, ihre Gesänge und ihr Verhalten sprach. Nach ein paar Minuten beugte er sich zu mir hinüber und fragte mich flüsternd: „Ist das da vorne euer Bestimmer?“ 
Leo hingegen suchte sich einen Platz unter dem Tisch und inspizierte das Schuhwerk meiner Kommilitonen. Aber auch er tat das ziemlich leise und so hatte ich keinen Grund zur Ermahnung. Außerdem tuschelten die Studenten um uns herum so laut, dass nicht einmal Julians aufgeregt gerufenes „Mama, schau, ein Rotkehlchen, das kenne ich!“ weiter störte.
Ich hatte Glück, es war immerhin ein „kinderfreundlicher“ Kurstag. Nach der theoretischen Einführung wurden wir „ins Feld“ entlassen, wo wir Vögel beobachten und ihr Verhalten beschreiben und dokumentieren sollten. Julian und Leo wischten aus dem Praktikumsraum an Dozenten und Tutoren vorbei in den Gang hinaus, lachend, schreiend, sich gegenseitig fangend, wie Kinder das halt so tun, wenn es raus in die Pause geht. Das Dozenten-Tutoren-Team sah ihnen verdutzt hinterher: „Zu wem gehören denn die Kinder?“
„Das wären dann wohl meine,“ gestand ich.
„Waren die die ganze Zeit schon hier?“
Da sieht man mal wieder, wie genau der Dozent seine Studenten während des Vortrags anschaut! (Und wie laut die restlichen Studenten sind, so dass zwei kleine Kinder dazwischen gar nicht auffallen.)
Unsere Studentengruppe wurde glücklicherweise in einen Park eingeteilt, in dem neben den zu untersuchenden Vögeln auch ein wunderschöner Spielplatz zu finden war und ich muss zugeben, dass meine Kinder nicht die einzigen Gruppenmitglieder waren, die lieber schaukeln wollten, als das Fluchtverhalten von Amseln zu untersuchen (Ich schließe mich selbst da gar nicht aus).
Nach unseren Vogel- und Spielplatzuntersuchungen kehrten wir zur Nachbesprechung der Ergebnisse in den Kursraum zurück. Diesmal kroch auch Julian zu seinem Bruder unter den Tisch. Zunächst veranstalteten die beiden dort unten ein kleines Brezenpicknick, der Spielplatzbesuch hatte wohl hungrig gemacht. Die Nachbesprechung zog sich jedoch in die Länge und die Unruhe bei Studenten und Kindern nahm sichtlich zu. Während sich das bei den Studenten in lauterem Gerede mit den Nachbarn und vermehrtem Herumrutschen auf den Stühlen zeigte, begannen meine Kinder allmählich, ihr Gebiet unter den Tischen zu erkunden. Sie krabbelten die Tischreihe entlang von Beinpaar zu Beinpaar und machten sich mit meinen Kommilitonen bekannt. Ich überlegte kurz einzugreifen, hatte dann aber das Gefühl, dass die beiden gar nicht unbedingt als Störung, sondern vielmehr als willkommene Ablenkung gesehen wurden und ließ sie somit ihren Streifzug fortführen.

Was soll ich sagen? Meine Kinder finden es toll an der Uni. Sie wollen jetzt öfter mitkommen.

Sonntag, 8. Juni 2014

Wenn die Liebe wichtiger ist als die Umwelt

Die Klasse 1d, meine Praktikumsklasse, macht einen Ausflug in den Tierpark. Die erste Attraktion wartet allerdings bereits vor dem Zoo auf uns. Die Tierparkbrücke, die man überqueren muss, um von der U-Bahn in den Tierpark Hellabrunn zu gelangen, ist – wie mittlerweile so viele Brücken – übersät von Vorhängeschlössern. Die vielen schönen bunten Schlösser faszinieren die Kinder sehr und natürlich taucht sofort die Frage nach dem „Warum?“ auf. Ich erkläre: „Viele Verliebte hängen als Symbol für ihre Liebe hier ein Schloss an die Brücke. Den Schlüssel werfen sie in die Isar. Sie hoffen, dass ihre Liebe dann genauso lang hält wie das Schloss an der Brücke.“
Langsam wandern wir an den Schlössern entlang, die Kinder fassen sie an, betrachten die Inschriften.
„Und was passiert, wenn die Liebe doch nicht hält und die Leute sich trennen?“ fragt Johanna. Berechtigte Frage, finde ich. Rabia hat eine gute Lösung: „Dann muss man sich als nächstes einfach in jemanden verlieben, der den gleichen Anfangsbuchstaben hat, dann kann man das Schloss hängen lassen.“
Wir diskutieren noch eine Weile weiter bis wir am Tierpark angelangt sind. Wir bekommen dort eine Führung zu den Flamingos, den Giraffen, den Orang-Utans und den Wölfen. Und natürlich sehen wir uns auch die süßen Eisbärbabys an. Vorübergehend sind Schlösser und Verliebte vergessen.
Aber auf dem Heimweg gehen wir über die Brücke. An meiner Hand geht Lina. Sie grübelt vor sich hin.
„Ist das nicht schlecht für die Umwelt eigentlich, wenn die Leute alle ihre Schlüssel einfach in den Fluss werfen?“ fragt sie. Puh, darüber habe ich noch nie nachgedacht.
„Naja, gut ist es vermutlich nicht...“ antworte ich zögerlich.
„Ich versteh schon,“ sagt Lina, „den Menschen ist in dem Moment ihre Liebe wichtiger als die Umwelt.“ Ich muss lachen.
Lina macht noch immer ein nachdenkliches Gesicht. Die Schlösser scheinen sie weiterhin zu beschäftigen. Eine ganze Weile sagt sie gar nichts, erst als wir schon am U-Bahnsteig stehen, meint sie: „Meine Eltern haben kein Schloss hier an der Brücke. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass sie sich trotzdem lieben. Ich glaube, man braucht nicht unbedingt ein Schloss, damit die Liebe hält.“

Und ich glaube, Kinder sind manchmal sehr viel klüger als Erwachsene.

Freitag, 23. Mai 2014

"Wie geht es Ihnen denn eigentlich?"

Im Rahmen meines Praktikums muss ich ein Grundschuldidaktik-Seminar mit dem Titel „Analyse und Planung“ besuchen. Zu Beginn des Semesters konnte ich mir unter diesem Seminar nichts vorstellen und sah auch keinen Sinn darin. Schließlich gibt es ja bereits ein Begleitseminar zum Praktikum in dem Fach, das man gewählt hat. Wozu also noch eins?

In der ersten Sitzung gestand unser Dozent den Seminarteilnehmern: „Ich weiß nicht, warum Sie dieses Seminar besuchen müssen. Auch mit dem Titel „Analyse und Planung“ kann ich ehrlich gesagt nicht viel anfangen. Ich habe mich gefragt, welchen Sinn dieses Seminar für Sie haben soll. Aber letzten Endes ist es doch so: Sie müssen das Seminar besuchen und ich muss es unterrichten. Also habe ich versucht, der Veranstaltung einen Sinn zu geben.“ Und das hat er getan. Anstatt Woche für Woche irgendwelche Theorien zu wälzen, kommt nun regelmäßig eine Seminarrektorin zu uns. Zum ersten Mal während meines Studiums spricht jemand wirklich mit uns über das, was im Referendariat auf uns zukommt. Und das Erstaunliche daran: Nicht nur wir können von ihr lernen, auch sie möchte von uns lernen.

„Wie geht es Ihnen denn eigentlich an der Uni?“ fragt sie uns heute.
Verwirrtes Schweigen. Das hat uns noch nie jemand gefragt. Ist das eine Fangfrage?
„Ich habe meine eigene Studienzeit als relativ entspannte Zeit des Ausprobierens erlebt,“ erläutert sie, „ich wüsste gerne, was sich verändert hat seitdem. Ich möchte wissen, was Sie von dem ersten Ausbildungsabschnitt halten, ob Sie sich wohl fühlen, kurzum: wie Sie also drauf sind, wenn Sie dann nach Ihrer Zeit an der Uni bei uns ankommen.“
Die erste zaghafte Meldung: „Ich fühle mich ziemlich überfordert und unter Druck. Ständig muss ich Leistungsnachweise erbringen, Klausuren schreiben, Referate halten, Portfolios abgeben. Und am Ende steht immer der Druck, die nötigen Punkte zu erhalten und eine gute Note zu bekommen, denn die entscheidet ja irgendwann einmal über unsere Anstellung.“
Weitere Finger gehen nach oben.
„Mein Unterrichtsfach nimmt viel zu viel Zeit in Anspruch. Und ich verstehe den Sinn nicht. Das, was ich da lerne, werde ich in der Grundschule nie brauchen.“
„Mir fehlt die Zeit für die Dinge, die mich wirklich interessieren und die ich gerne machen würde. Weil man so viel machen MUSS, bleibt keine Zeit mehr für das, was man machen WILL.“
„Ich habe jeden Tag von acht bis um vier Uni. Manchmal auch bis um sechs. Wenn ich dann nach Hause komme, bin ich vollkommen fertig.“
Es ist, als wäre ein Damm gebrochen. Plötzlich hat jeder etwas zu sagen. Mir kommt es fast so vor, als hätten wir alle nur darauf gewartet, das endlich mal jemand fragt, wie es uns geht.
„Neben Uni und Praktikum noch Zeit zum Arbeiten zu finden, ist kaum möglich. Ich muss aber arbeiten, irgendwie muss ich mich ja auch finanzieren.“
„Ich habe das Gefühl, wir lernen viel zu viele unwichtige Sachen. Ich hätte gern mehr Didaktikfächer, dafür aber weniger Unterrichtsfach. Deutsch beispielsweise – so ein elementares Fach in der Grundschule! - kommt viel zu kurz in unserem Studium.“
„In meinem Hauptfach fallen in den Klausuren regelmäßig 60% der Studenten durch. Und die, die bestehen, haben entsprechend schlechte Noten. Und diese Noten verschlechtern dann meinen Notenschnitt. Dabei sagen sie doch überhaupt nichts darüber aus, ob ich eine gute Lehrerin sein werde oder nicht.“
„Mir fehlt Zeit zum Ausspannen. Da wir in den vergangenen Semesterferien Praktikum hatten und in den Schulferien Uni haben, haben wir nie Ferien, in denen wir mal wieder Kraft tanken könnten.“
„Wir müssen viel zu viel in zu kurzer Zeit machen.“
„Viele Vorlesungen sind so theoretisch, dass sie mir vollkommen überflüssig erscheinen. Diese Zeit könnte man mit praxisnahen Übungen viel sinnvoller nutzen.“
„Ich habe nie das Gefühl, einfach mal mit etwas fertig zu sein. Habe ich eine Aufgabe erledigt, warten schon wieder zwei weitere.“
Und so geht es immer weiter. Zu wenig Zeit, zu schnelles Voranschreiten, überfüllte Stundenpläne, Druck, Noten, Probleme mit dem Unterrichtsfach, die Frage nach dem Sinn,... Wenn einer etwas sagt, nicken die anderen zustimmend. Irgendwie sind wir uns alle einig: Es ist einfach insgesamt zu viel.

Gut, dass wir darüber gesprochen haben. Nur ändern können wir leider nichts.

Montag, 19. Mai 2014

Das Drama um den Hortplatz, Teil 2

Ich hatte ja schon über das Drama berichtet, dass sich alljährlich bei der Suche nach einem Betreuungsplatz abspielt (Alle Jahre wieder: Der Kampf um einen Betreuungsplatz ). Mein aktuelles Drama – der Kampf um einen Hortplatz – ist mittlerweile in die nächste Runde gegangen:
Tatsächlich fand ich vor ein paar Wochen einen Brief mit dem ersehnten grünen Fenster in meinem Briefkasten: Eine Zusage der Stadt München! Ernüchterung jedoch beim Öffnen des Briefes. Julian hat nicht etwa einen Platz im Hort seiner Schule bekommen, sondern die Zusage stammte aus dem Hort der nahe gelegenen Hauptschule.
Ich rief dort an und fragte nach. Im Grundschulhort gäbe es keine freien Plätze, informierte man mich, es lägen 80 Anmeldungen für 18 freie Plätze vor. Ich wollte wissen, nach welchen Kriterien diese Plätze vergeben werden. Man sagte mir, Vorrang bei der Vergabe hätten 1. Kinder, die in die erste Klasse kommen (ja, das tut Julian), 2. Kinder, bei denen die betreffende Schule die Sprengelschule sei (ja, ist sie) und 3. Kinder, deren Eltern entweder beide berufstätig sind oder deren alleinerziehender Elternteil berufstätig ist (ich bin zwar in Ausbildung, aber das gilt auch). Alle Kriterien treffen also auf Julian zu. Warum er trotzdem keinen Platz bekommen hat? Wenn es mehr Anmeldungen als Plätze gibt und alle die Kriterien erfüllen, entscheidet das Los, behauptete man. Ich hätte wohl Pech gehabt beim Losen. Ich wundere mich: Ich weiß, dass es Kinder gibt, deren Mütter nicht arbeiten, die diesen Hort besuchen. Und Kinder, die eine andere Schule besuchen als die zum Hort gehörige. Warum haben die einen Platz und ich nicht? Darüber konnte man mir leider keine Auskunft geben.
Aber es sei ja nun eine Lösung gefunden worden, hieß es dann. Julian solle einfach nach der Schule in den Hort der Hauptschule gehen.
Versteht mich nicht falsch. Ich habe nichts gegen Hauptschüler, ganz und gar nicht. Aber mein Sohn ist sechs Jahre alt, er kommt in die erste Klasse. Er soll nach der Schule als einziger aus seiner Klasse alleine über drei Straßen spazieren und den Nachmittag in einer Gruppe von Schülern verbringen, die alle mindestens vier Jahre älter sind als er?

Ich weiß nicht, was ich tun soll. Kann ich meinem Sohn das zumuten? Und wenn ich den Hauptschulplatz absage, habe ich dann noch eine Chance auf einen Nachrückplatz in der Grundschule? Oder denken die sich dann, so dringend kann es ja mit einem Hortplatz bei mir nicht sein, wenn ich den anderen abgelehnt habe? Und was wäre die Alternative? Gar kein Hortplatz? Das würde das Ende meines Studiums bedeuten. Aber kann ich mein Studium über das Wohl meines Sohnes stellen? Gehört es aber nicht auch zum Wohl meines Kindes, dass ich meine Ausbildung abschließe, um einen Beruf ergreifen zu können anstatt von Arbeitslosengeld leben zu müssen? Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich weiß nur, ich will mein Studium weiterführen. Und ich will, dass mein Sohn eine angenehme Schulzeit hat. Ich kann nicht begreifen, warum das ein Widerspruch sein muss, warum nicht beides möglich ist.

Donnerstag, 15. Mai 2014

Mittelalterliche Foltermethoden

Bereits im Mittelalter hat man Schlafentzug als Foltermethode eingesetzt. Seit ca. sechs Jahren kann ich sehr gut nachvollziehen warum.
Meine Tage beginnen grundsätzlich sehr früh, ganz besonders dann, wenn ich in die Schule muss. Im Gegensatz zu den meisten meiner Kommilitonen muss ich in der Früh nicht nur mich selbst wach bekommen, waschen, anziehen, füttern und mir Pausenbrote schmieren, sondern zusätzlich dasselbe auch noch für zwei weitere Personen erledigen. Meine Jungs und ich sind fast jeden Tag die ersten im Kindergarten. Zusammen mit zwei anderen Müttern, die offensichtlich ähnlich früh in der Arbeit erscheinen müssen wie ich, stehen wir pünktlich um Viertel nach Sieben vor der Tür und warten auf das Summen des Türöffners. Mein Wecker klingelt um 5:30.
Ich versuche, früh ins Bett zu gehen. Ich versuche es wirklich. Aber oft muss ich abends noch etwas lernen, noch etwas ausdrucken, noch etwas vorbereiten. Wenn ich einen guten Tag habe, schaffe ich es so gegen 23:00 ins Bett. Von 23:00 bis zum Weckerklingeln um 5:30 sind es sechseinhalb Stunden. Zu wenig für einen Siebenschläfer wie mich, vor allem über Tage, Wochen, Monate, Jahre hinweg. Ich leide also quasi an einem über Jahre angesammelten permanenten Schlafentzug. Wikipedia sagt, dauerhafter Schlafmangel führt zu „erhöhter Infektanfälligkeit, Kopfschmerzen, Denkstörungen, Müdigkeit, Halluzinationen und Reizbarkeit“. Das alles kann ich bestätigen.
Aber der Mensch gewöhnt sich ja an Vieles. Und so habe ich mich wohl auch halbwegs an den Zustand einer permanenten Übermüdung gewöhnt. Wirklich schlimm wird es aber in Nächten wie der vor zwei Tagen:
Den Wecker auf 5:30 gestellt, bin ich um 23:30 totmüde ins Bett gefallen, als ich mitten in der Nacht ein Geräusch höre. Meine Zimmertür geht auf, kleine nackte Füße tapsen über den Boden. „Bitte nicht,“ flüstere ich, hoffe, dass ich nur träume, weigere mich, die Augen zu öffnen. Wenn ich einfach weiterschlafe, wird es von alleine wieder weggehen.
„Mama?“
Es ist ein Traum, nur ein Traum, ich muss nicht antworten.
„Mama, ich hab Pipi ins Bett gemacht. Mein Schlafanzug ist nass, meine Decke auch und überhaupt das ganze Bett.“
Es ist kein Traum, es wird nicht weggehen. Vor mir steht Leo, er sieht zerknirscht aus. Der Radiowecker zeigt 3:27.
Müdigkeit, Kopfschmerzen, erhöhte Reizbarkeit, ja, ich weiß. Aber das ist keine Entschuldigung, ich darf ihn nicht schimpfen. Er macht so gut wie nie ins Bett. Und er ist ja noch nicht mal vier Jahre alt.
Ich quäle mich also aus dem Bett. Ich ziehe Leo den klebrigen Schlafanzug aus, stecke ihn unter die Dusche, kleide ihn frisch ein, ziehe das Bett ab, stopfe nasse Wäsche in die Maschine (Waschen morgen nicht vergessen!), ziehe frische Bettwäsche auf, kuschle das Kind wieder hinein, „gute Nacht, süße Maus“ und krieche selbst zurück ins Bett. Es ist 4:00. Ich hab noch anderthalb Stunden, schnell wieder einschlafen, morgen ist ein anstrengender Tag. Ich hab Schule, die dritte Stunde halte ich. Hab ich alle Materialien eingepackt? Ich darf in der Früh nicht vergessen, nachzuschauen. Vielleicht sollte ich jetzt nachschauen...? Nein, stopp, sofort aufhören zu denken, ich will schlafen, ich hab nicht mehr viel Zeit, ich bin müde und hab Kopfschmerzen. Komm schon, Mila, schlaf schnell wieder ein!
Ich drehe und wälze mich. Wenn das Denken einmal eingesetzt hat, lässt es sich so schnell nicht mehr abschalten. Gegen 5:00 falle ich in einen watteweichen Schlaf. Der nur wenige Minuten später vom unerbittlichen Weckerklingeln wieder zerstört wird.
Guten Morgen, Mila, ein neuer Tag beginnt! Raus aus den Federn, deine Schüler erwarten eine frische und motivierte Lehrerin!
Herzlich Willkommen im Mittelalter.

Freitag, 9. Mai 2014

To Do

Um nicht zu vergessen, was ich noch alles erledigen muss, schreibe ich ToDo-Listen. Genau wie viele andere Menschen auch. Meine liegt links neben mir auf meinem Schreibtisch, so dass mich ein kleiner Blick nach links jederzeit daran erinnert, was noch alles getan werden muss.
Ich hasse die Liste. Sie setzt mich unter Druck. Sie lastet wie ein riesengroßer Rucksack auf meinen Schultern. Und sie wird nie leer! Streiche ich eine Sache von der Liste, schreibe ich unten zwei neue dazu. Nie habe ich einfach mal alles erledigt. Es ist furchtbar. Und erdrückend.

Aktuell steht Folgendes auf meiner Liste:
  • Tierphysio lernen (Klausur am 12.5.!)
  • Deutsch-Seminar: Stunde ausarbeiten (Methodische, didaktische Analyse, Artikulationsschema, Material beschaffen/basteln)
  • Psycho Vorlesung auf Video Online anschauen
  • Kunst: versäumte Vorlesung nachlernen
  • Kunst: Referat vorbereiten
  • SU-Didaktik: Referat vorbereiten
  • Grundschulpädagogik: Arbeitsauftrag (Hausaufgabe)
  • Schulranzen für Julian kaufen
  • Termin bei Kinderärztin ausmachen (Leo, U8)
  • Um Hortplatz kümmern!!!
  • Zentrale Gebührenstelle: Unterlagen zwecks Kindergeld, Unterhalt, Lohnabrechnungen,... zusammensuchen/anfordern und einreichen
  • Hallenturnschuhe für Julian kaufen (helle Sohle!)
  • Schulstunde für Dienstag planen
  • Klassenausflug organisieren (Wohin?)
  • Geburtstag Leo planen
  • Fußballverein für Julian suchen (Organisation/Finanzierung klären)

Schon ein einziger Blick auf die Liste löst Resignation in mir aus. Wie soll ich das nur je alles abarbeiten? Und wann? Die alltäglichen Pflichten wie Aufräumen, Putzen, Einkaufen, Kochen, Waschen, Bügeln,... stehen ja gar nicht auf der Liste.
Ich versuche, die Punkte nach Dringlichkeit zu ordnen. Was muss am schnellsten erledigt werden? Was ist am wichtigsten? Das Problem dabei ist, dass die Dinge, die ich persönlich für am wichtigsten erachte, nicht gleichzeitig auch die dringlichsten sind.
Bio ist am dringlichsten. Wie immer steht Bio ganz oben auf der Liste, die Klausur steht an. Ich verdränge den Gedanken daran, dass Bio das ist, was eigentlich am unwichtigsten ist. Ich werde das, was ich da lerne, nie in meinem künftigen Lehrerleben brauchen. Trotzdem verschlingt es 90% meiner Studienzeit. Bulimie-Lernen ist dieses Wochenende angesagt. Kurz vor der Prüfung mit Fakten und Begriffen vollstopfen, bei der Klausur alles von mir geben und es danach wieder vergessen.
Der Hortplatz ist auch sehr wichtig. Und die Unterrichtsstunde, die ist direkt nach der Bio-Klausur, die muss ich also auch dieses Wochenende ausarbeiten. Der Termin für die Abgabe meiner Unterlagen bei der zentralen Gebührenstelle (die sind für die Kindergartenbesuchsgebühren zuständig) rückt auch immer näher, darum muss ich mich also auch schnell kümmern. Den Rest schiebe ich erstmal, bis es dringlicher wird.
Julians Schulranzen schiebe ich schon sehr lange, genauso wie die Sache mit dem Fußballverein. Dabei weiß ich schon seit Monaten, dass er sich wünscht, in einen Verein zu gehen. Ich muss aber erst einen suchen, der in der Nähe ist, einen finden, die Zeiten abklären, überlegen, wer das zahlen soll.
Warum muss ich immer die Bedürfnisse und Wünsche meiner Kinder schieben? Warum muss ich mich als erstes um Bio kümmern, das Unwichtigste von allem? Und um lästige Bürokratieangelegenheiten wie Hortplatz und Gebührenstelle? Da stimmt doch irgendwas nicht in meinem Leben. Die Prioritäten sind vollkommen falsch verteilt!

Mittwoch, 7. Mai 2014

"Niemand hat sie abgeholt."

Im Bio-Praktikum klingelte heute mein Handy. Das heißt, es klingelte natürlich nicht, weil ich mein Handy (selbstverständlich!) in der Uni immer auf lautlos habe. Wir mussten aber im Rahmen der Übung rechnen und in Ermangelung eines Taschenrechners benutzte ich mein Handy dafür. Und nur deshalb hab ich überhaupt gesehen, dass jemand anrief: Der Kindergarten. Wenn der Kindergarten anruft, ist das meist ein schlechtes Zeichen, weil dann entweder ein Kind vom Klettergerüst gestürzt ist, eine Platzwunde am Kopf hat, sich übergeben hat oder eine sonstige Katastrophe eingetreten ist. Aber hat der Kindergarten denn heute überhaupt noch offen? Es ist doch schon nach fünf. Weil die Bio-Übung heute bis 18h dauert, habe ich doch extra mit dem Papa ausgemacht, dass er die Jungs abholt. Was kann der Kindergarten denn nach den Öffnungszeiten noch von mir wollen?
Ohne weitere Erklärung flitze ich mit meinem Handy aus dem Praktikumsraum.
„Julian und Leo sind immer noch da.“
„Wie, immer noch da? Der Papa hat sie doch abgeholt.“
„Nein, sie sind immer noch hier. Niemand hat sie abgeholt.“
„Ich komme, geben Sie mir 10 Minuten!“
In Windeseile packe ich mein Zeug zusammen. Zum Glück sind wir so gut wie fertig mit unserem Versuch und die Dozentin des heutigen Kurstages ist ausnahmsweise verständnisvoll. Vielleicht hat sie selbst Kinder.
Ich renne zum Auto und gebe Gas (und da soll noch mal einer sagen, mit Kindern braucht man kein Auto!), ich bete, dass ich nicht geblitzt werde und rase los. Es ist genau 17 Minuten nach fünf, als ich vor dem Kindergarten zum Stehen komme. Vor der Tür steht die Erzieherin, Jacke und Tasche in der Hand, bereit zum Gehen, daneben meine Kinder, angezogen, wartend, den Rucksack auf dem Rücken. 
Niemand hat sie abgeholt.

Später hat er gesagt, es tut ihm Leid. Er hat da irgendwie was verwechselt, er dachte, das mit meiner 18h-Übung sei erst eine Woche später. Ob er es irgendwie wiedergutmachen kann?
Ich habe ihn morgen zum Reifenwechseln bestellt.

Montag, 5. Mai 2014

Alle Jahre wieder: Der Kampf um einen Betreuungsplatz

Betreuungsplätze für Kinder in München sind Mangelware. Weiß eigentlich jeder, oder? Vor fünf Jahren wusste ich es noch nicht. Oder ich machte mir zumindest keine Vorstellung von dem tatsächlichen Ausmaß. Mit einem einjährigen Julian spazierte ich damals in eine Kinderkrippe und wollte mein Kind anmelden. Die bearbeitende Erzieherin sah mich verwirrt an: „Dieses Kind wollen Sie anmelden? Aber es ist ja schon geboren!“
Nennt mich naiv, aber ich wusste tatsächlich NICHT, dass man sein Kind für eine Kinderkrippe anmelden muss, sobald man den zweiten Strich auf dem Schwangerschaftstest erahnen kann.
„Ich will ja auch gar nicht, dass er jetzt sofort in die Krippe geht,“ versuchte ich zu erklären, „aber vielleicht so etwa in einem Jahr...“ Kopfschüttelnd nahm die Erzieherin meinen Antrag auf: „Ein Krippenplatz in München, das ist wie ein Sechser im Lotto!“
Natürlich habe ich nie einen Platz für Julian bekommen. Ich musste ihn in eine private Elterninitiative geben, in der wir Eltern selbst gekocht, geputzt und für kranke Erzieherinnen eingesprungen sind.
Bei Leo dachte ich dann, ich bin klüger. Ich war in der 10. Woche schwanger, als ich ihn – oder vielmehr: es (damals wusste ich ja noch nicht einmal, dass es ein Junge werden würde) – in der Krippe angemeldet habe. Aber auch für ihn habe ich erst einen Platz bekommen, als er schon zwei Jahre alt war. So musste Leo davor ein Jahr lang eine private Krippe besuchen, die mich monatlich so viel gekostet hat wie eine Zweitwohnung.
In der Zwischenzeit hatte aber bereits der Kampf auf der nächsten Stufe begonnen: Ich brauchte einen städtischen Kindergartenplatz für Julian. Mittlerweile alleinerziehend konnte ich mir eine private Einrichtung auf gar keinen Fall mehr leisten. Und wieder einmal sammelte ich Absage um Absage (sieben Stück insgesamt). Erst im Nachrückverfahren hatte ich Glück und Julian bekam einen Platz.
Dann durfte ich ein Jahr lang entspannen. Über die Geschwisterregelung bekam Leo wunderbar problemlos einen Platz in demselben Kindergarten.

Aber jetzt geht es wieder von vorne los. Julian kommt im Herbst in die Schule. Diese Woche habe ich die erste Absage vom Hort bekommen. Ich erwarte weitere. Jeden Morgen öffne ich mit zitternden Händen den Briefkasten. Die Absagen von städtischen Einrichtungen sind rosa. Das Rosa sieht man schon durch das Sichtfenster im Brief, da braucht man ihn eigentlich gar nicht mehr aufmachen. Rosa Briefe von der Stadt sind keine zärtlichen Liebesbriefe, sondern lösen in mir – sowie bestimmt in vielen anderen Müttern – pure Verzweiflung aus. Rosa Briefe bedeuten: Mütter, zurück ins Haus! Schluss mit Arbeit, Selbstständigkeit, Studium.
Aber noch ist der Kampf nicht verloren. Noch bleibt das Nachrückverfahren. Noch gebe ich nicht auf. Tag für Tag werde ich in den Hort spazieren und dort alle zu Tode nerven. Solange bis das Sichtfenster des städtischen Briefs grün wird.


Montag, 28. April 2014

Schildkröten und "Fösche"



Die 1. Klasse geht nächste Woche in den Tierpark. Als Vorbereitung dürfen die Kinder zu Hause Plakate über ein Tier ihrer Wahl gestalten, das sie dann der Klasse vorstellen. Mit Fotos der Tiere, Zeichnungen und Informationen zu ihrer Lebensweise, dem Aussehen, der Ernährung. Ganz wie die Kinder wollen.

Nach ein paar Tagen hängen im Klassenzimmer ein orange leuchtendes Plakat über Mistkäfer, ein grünes über Tiger und ein buntes über Papageien. In jedem Plakat spiegeln sich engagierte Eltern wider, die ihrem Kind geholfen haben, geschnipselt und geschrieben haben und sich mit Kind und Tier auseinander gesetzt haben.  

Heute rollt Johanna im Sitzkreis ihr Plakat auf. Sie erzählt von ihrer Landschildkröte Siggi: „Wenn das Wetter schön ist, darf Siggi bei uns im Garten laufen.“ Auf einem Foto sieht man die Schildkröte im grünen Gras. „Das frisst Siggi gerne.“ Johanna zeigt auf ausgeschnittene Fotos von Salat und anderen Schildkröten-Leckereien. In einem kleinen Beutel hängt sogar ein wenig echtes Futter auf dem gelben Fotokarton. „Wenn Siggi gegessen hat, müssen wir ihn oft baden.“ Wir sehen ein Foto von Siggi im Wasser. Ich bin beeindruckt. Von der Schildkröte, von Johannas Vortrag und von dem Plakat. 

Serap meldet sich. „Ich habe auch ein Plakat gemacht,“ sagt sie und legt ein kariertes Blockblatt in die Mitte des Sitzkreises. Darauf zu sehen sind drei mit Bleistift gekritzelte Fische, dazwischen zwei Fisch-Sticker. Über die Zeichnung hat sie geschrieben „Fösche schwimen in mer“. Serap ist stolz, sie strahlt: „Hab ich gestern im Hort gebastelt“, verkündet sie.

Da liegt es nun, Seraps Blockblatt neben Johannas aufwändig gestaltetem Plakat. Es ist so ungerecht. Manche Kinder bekommen so viel von zu Hause mit. Und manche fast gar nichts. Aber in der Schule wird dann von ihnen verlangt, dass sie alle dasselbe können, wissen und leisten.

Die Lehrerin hat Seraps „Fösche“ neben der Landschildkröte Siggi, den Papageien, dem Tiger und dem Mistkäfer an der Tierwand aufgehängt.

Mittwoch, 23. April 2014

Die erste Prüfung des Semesters: Die Erstellung des Stundenplans


Jedes Mal wieder, vor Semesterbeginn, sehe ich mich einer schier unlösbaren Aufgabe gegenüber: Der Zusammenstellung des Stundenplans. Dieses Prozedere zieht sich regelmäßig über mehrere Wochen hinweg und ist erst etwa in der zweiten Woche des Semesters wirklich abgeschlossen. Dabei gilt es, verschiedene Hürden zu überwinden.

Problem Nr. 1: Was muss ich überhaupt belegen?
Ich durchsuche also die Modulpläne, schreibe mir heraus, in welchem Fach ich laut Plan im 4. Semester was belegen muss. Dabei gleichzeitig der Blick auf die vergangenen Semester: Habe ich da alles gemacht? Nichts übersehen? Ich stoße auf erste Unverständlichkeiten: In SU-Didaktik ist das Seminar P 4.1 zu belegen. Es sei denn, man macht das Intensivpraktikum, dann tauscht man es durch das Seminar aus dem 5. Semester. Das wäre dann – Moment, nachsehen – P 4.2. Ich mache das Intensivpraktikum. Ich hoffe, dass ich mich bei der Erstellung vom nächsten Stundenplan noch an den Tausch aus diesem Semester erinnern kann. Nächstes Problem: Es gibt Veranstaltungen, die man zwar belegen muss, die aber nicht im Modulplan auftauchen, weil nicht festgelegt ist, wann man sie besuchen muss. Irgendwann bis zum soundsovielten Semester. In Kunst ist da eins. Nein, zwei sogar. Und die Basisqualis nicht vergessen! War sonst noch was?

Problem Nr. 2: Die Veranstaltungen, die ich im Lsf finde, heißen anders als die im Modulplan.
Im Modulplan haben sie alle übersichtliche Nummern davor. Seminar P 3.2. Ich finde Seminar P 3.2 nicht im Vorlesungsverzeichnis, aber eins, dessen Titel ähnlich klingt. Ist das das richtige?
Auf Facebook wird auch schon diskutiert.

Problem Nr. 3: In jedem Fach gelten unterschiedliche Anmeldezeiträume.
Wo beginne ich mit der Erstellung des Stundenplans? Am besten mit dem Unterrichtsfach. Den Rest baue ich dann drum herum. Guter Plan, aber in der Realität nicht umsetzbar. Denn in meinem Unterrichtsfach – Biologie – sind noch gar keine Veranstaltungen eingetragen. In Deutschdidaktik endet aber bereits in ein paar Tagen die Anmeldefrist für die Proseminare. Ich wähle also auf gut Glück eins aus und melde mich an.

Problem Nr. 4: Alles überschneidet sich!
Ich habe in meinem Proseminar in Deutsch einen Platz bekommen. Die E-Mail mit dieser Bestätigung erreicht mich etwa zum gleichen Zeitpunkt, zu dem Biologie endlich seine Veranstaltungen online stellt. Natürlich liegt das Seminar zeitlich genau gleichzeitig mit einer Pflichtvorlesung in Bio. Einer 3-stündigen Pflichtvorlesung. Ich suche nach einer Alternative. Es wird schwierig. Bio belegt jetzt drei volle Tage in meinem Stundenplan, Montag, Mittwoch und Freitag. Am Dienstag ist Praktikum... Donnerstag! Der ist noch frei. Ich tüftle und kombiniere. Wie bekomme ich Deutsch, EWS und beide Grundschulpädagogik-Seminare in einen Tag? Und wie war das mit Basisquali in Musik? Muss wohl noch ein Semester warten. Ich beginne mich zu ärgern. Studiere ich Grundschullehramt oder Biologie?
Endlich habe ich eine Lösung gefunden. Ich schreibe die Dozentin aus dem Seminar an, in dem ich einen Platz habe, in das ich aber nicht gehen kann. Dann schreibe ich die Dozentin an, in deren Seminar ich gerne wechseln würde. Ich habe Glück, der Wechsel ist kein Problem.

Problem Nr. 5: Der Stundenplan hält sich nicht an die Schließzeiten vom Kindergarten
In Bio kann ich zwischen 7 Übungen wählen. Die Übung beinhaltet zwei mal 4 Wochenstunden, also insgesamt 8 Wochenstunden, dazu die 6 Stunden Vorlesung pro Woche (Wieder drängt sich die Frage auf: Studiere ich Grundschullehramt oder Biologie???). In jeder der 7 Übungen ist mindestens ein Tag, an dem die Übung bis 18h dauert. Der Kindergarten schließt um 17h.
Ich schreibe also wieder E-Mails. Kann ich die Übung stückeln? Einen Tag in der einen, einen  Tag in einer anderen Gruppe machen? Die Antwort ist wenig erfolgversprechend: Falls irgendwo überraschend ein Platz frei wird. Nachdem aber in Bio gilt „Wer einen Tag fehlt, hat den ganzen Kurs nicht bestanden“ mache ich mir wenig Hoffnung. Ich hänge mich also ans Telefon. Wer kann wann meine Kinder abholen? Ich spanne den Kindsvater ein, die Oma und den Mann meiner Mutter. Jetzt darf nur keiner krankwerden.

Problem Nr. 6: Ich habe keinen Platz in dem Seminar bekommen, das in meinen Stundenplan passt.
Auch in der Restplatzvergabe habe ich Pech. Also wieder: E-Mails schreiben. Der Dozentin, dann der Studiengangskoordinatorin. Situation erklären, betteln, hartnäckig bleiben, persönlich erscheinen.

Endlich. Zwei Wochen nach Semesterbeginn steht der Stundenplan, Arrangements für Überschneidungen sind ausgehandelt, Kinderabholungen organisiert. Das Semester kann starten. Warum nur fühle ich mich bereits jetzt so, als bräuchte ich erstmal Ferien?