Montag, 15. September 2014

Zittern vor dem ersten Schultag

Morgen kommt mein Sohn Julian in die erste Klasse. Der erste Schultag. Ab morgen wird er ein Schulkind sein. Spannende Sache. Neuer Lebensabschnitt. Ein großer Tag.
Beim Gute-Nacht-Sagen frage ich ihn: „Bist du aufgeregt?“ Er zuckt mit den Schultern: „Wegen morgen? Nicht besonders.“ Und zehn Minuten später ist er eingeschlafen. Das kann doch nicht wahr sein! Vor Weihnachten wälzt er sich vor Aufregung immer stundenlang wach im Bett! Vor seinem Geburtstag ist es fast noch schlimmer. Der erste Schultag aber scheint ihn kalt zu lassen.
Dafür bin ich umso aufgeregter. Zum x-ten Mal gehe ich die Liste der Schule durch und ja, ich habe alles besorgt. Ich habe Hausschuhe, ein Turnsäckchen, die Badekappe und die Schuhschachtel mit den Mal- und Bastelsachen. Und ja, ich habe alle Einzelteile vorschriftsmäßig beschriftet. Der Schulranzen ist schon seit Wochen für den ersten Tag gepackt. Die Schultüte auch schon seit ein paar Tagen. Ich sehe sie noch einmal an. Schön sieht sie aus. Daneben eine kleine Mini-Schultüte für Leo, damit er auch was vom großen Tag seines Bruders hat.
Ich habe Julian vor dem Zu-Bett-Gehen frisch gebadet und letzte Woche war er beim Frisör. Eine lässige Große-Jungs-Frisur hat er jetzt, cool sieht er damit aus und irgendwie älter, wie ein Schulkind eben. Seine Kleidung für den ersten Schultag habe ich ihm rausgelegt: Das T-Shirt mit der Aufschrift „Hurra, ich starte in die Schule!“, das er im Kindergarten gemalt hat, und dazu die Hose ohne Loch (die einzige).
Ich denke an meinen eigenen ersten Schultag zurück. Ich glaube, selbst damals war ich nicht so aufgeregt wie jetzt, wo ich meinen eigenen Sohn in die Schule schicke. Aber warum eigentlich? Was macht mir Sorgen? Wovor habe ich Angst? Ich weiß, dass Julian ein kluges Kerlchen ist. Ich bin mir sicher, dass er mit den Inhalten der Schule gut zurecht kommen wird. Ich habe auch keine Bedenken, was seine sozialen Kompetenzen angeht. Bestimmt wird er schnell viele neue Freunde haben und sich gut in die Gemeinschaft einfinden. Meine Bedenken und Ängste konzentrieren sich auf eine Person: Die Lehrerin. Was, wenn Julian mit ihr nicht zurecht kommt? Wenn ihre Art zu unterrichten ihm nicht liegt oder ihre Person an sich? Was, wenn sie ihm die Freude auf die Schule und die Lust am Lernen verleidet? Wie wird sie mit möglichen Problemen umgehen? Mit dieser Person steht und fällt die Motivation und der Lernerfolg meines Kindes.
Und dann denke ich daran, dass in ein paar Jahren die Eltern meiner künftigen Schüler genau so über mich bangen werden. Und ich möchte alles dafür tun, dass sie dann, ein paar Wochen später, erleichtert ausatmen können und sich denken: „Puh, Glück gehabt: Unser Kind hat eine gute Lehrerin erwischt!“
So wie ich hoffe, dass ich es in ein paar Wochen mit Julians Lehrerin auch tun werde.

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